Demokratiebildung und Demokratiestärkung in Wuppertal
Konzept:
Deutschland erlebt seit einiger Zeit einen signifikanten Aufstieg extremistischer und antidemokratischer Kräfte. Das Vertrauen in Politik, Parteien und die staatliche Handlungs- und Problemlösungsfähigkeit sind derzeit auf historischen Tiefstwerten.[1] Die deutsche Gesellschaft erscheint aktuell als eine durch vielfache Krisen erschöpfte, ausgezehrte und zugleich leicht erregbare und entflammbare Gesellschaft.
Die Akteure des Projekts „Demokratiebildung und Demokratiestärkung in Wuppertal“ sind besorgt über das Erstarken antidemokratischer Kräfte und teilen das Gefühl, dass Unmut und Ängste zu Spaltungen innerhalb der Gesellschaft führen, denen auf städtischer Ebene begegnet werden muss. Das zentrale Ziel des Projekts besteht darin, über eine Kooperation der Bergischen Universität mit Schulen und zivilgesellschaftlichen Initiativen (Junge Europäische Föderalist:innen, Wupperwelle24, Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz) ein tieferes Verständnis für demokratische Prozesse und Werte zu erzeugen, um auf diesem Weg zivilgesellschaftliche Partizipation zu fördern und extremistischen Kräften sowie der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken. Demokratie soll erlebt, und (neue) positive Erfahrungsdimensionen sollen ermöglicht werden. Leitende Prämisse des Projektes ist, dass sich zivilgesellschaftliches Engagement lohnt und jeder Einzelne etwas verändern kann.
Demokratiebildung und Demokratiestärkung ist immer auch Rassismus-Prävention. In Wuppertal leben 38,5 Prozent der Menschen mit verschiedenen Migrationsgeschichten. Existentielle Ängste werden bis in die Schulen getragen und äußern sich in Ohnmachtsgefühlen und sorgenvollen Fragen von Schüler:innen aller Jahrgangsstufen, die Erklärungen und Einblicke in politische Bildung fordern. Junge Menschen sind häufig besorgt über die öffentlichen Debatten über eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft und fühlen sich machtlos. Zur Förderung von Schüler:innen und Studierenden zu mündigen Bürger:innen als essenziellem Teil der Demokratiebildung ist es die Aufgabe der Institutionen Schule und Universität, das politische Interesse junger Menschen ernst zu nehmen und diesem Raum zu bieten.
Durch die regelmäßige Mitwirkung von Angehörigen der Bergischen Universität und Vertretern zivilgesellschaftlicher Initiativen an Projekttagen und Themenwochen an Schulen soll eine langfristige Vernetzung geschaffen werden.
Die spezifische Expertise, die Zugänge und Möglichkeiten der Angehörigen der Universität, der zivilgesellschaftlichen Initiativen und der Schulen sollen genutzt werden, aber es darf weder regulärer Unterricht stattfinden noch sollten normale wissenschaftliche Vorträge gehalten werden. Und keineswegs sollte von oben herab doziert werden. Es muss partizipativ gearbeitet und auf Augenhöhe interagiert und kommuniziert werden. Dazu müssen die Schüler:innen sprachlich und inhaltlich mitgenommen und in ihrer Lebenswelt und Lebensrealität abgeholt werden. Das sprachliche und inhaltliche Niveau muss den Kompetenzen der teilnehmenden Schüler:innen angepasst werden, um deren Motivation zur Mitwirkung an dem Projekt zu fördern.
Es soll zugehört werden, und die zentralen Themen und Erfahrungen der Schüler:innen sollen identifiziert werden. Diese können diskutieren und berichten,
- was die Themen sind, die sie bewegen
- was die zentralen Probleme sind, mit denen sie im Alltag konfrontiert sind
- wann und in welchen Bereichen positive Erfahrungen und Erlebnisse gesammelt werden
- was ihrer Meinung nach gut läuft in Deutschland und/oder in der Demokratie
- was ihrer Meinung nach schief läuft in Deutschland und/oder in der Demokratie
- was die zentralen Punkte sind, um die sich Politik kümmern sollte
- was getan werden müsste, damit sie sich politisch engagieren
- welche Probleme und Thematiken wissenschaftlich erforscht werden sollten.
Diese Themen können dann von den Projektteilnehmer:innen eingeordnet und gesellschaftstheoretisch eingebettet werden. So können Sachkompetenzen für die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen mit dem Fokus auf dem Schutz des demokratischen Zusammenlebens vermittelt werden.
Hierdurch sollen auch die kreativen Potenziale der Schüler:innen gefördert werden. In den Projekttagen und Themenwochen nehmen sie Videos und Podcasts auf und gestalten Plakate zu Themen, die für das demokratische Zusammenleben relevant sind. Ausgewählte Videos und Podcasts werden auf der Homepage des Projekts „Demokratiebildung und Demokratiestärkung in Wuppertal“ hochgeladen. Die Plakate werden vom 17.-30.11.2025 im Lichthof des Rathauses Barmen und anschließend an verschiedenen Schulen ausgestellt.
In Schulen und bei Veranstaltungen an anderen Orten, die sich an Schüler:innen richten, muss parteipolitische Neutralität gewahrt werden.
[1] Vgl. etwa: https://library.fes.de/pdf-files/pbud/20287-20230505.pdf; https://koerber-stiftung.de/presse/mitteilungen/deutsche-verlieren-vertrauen-in-ihre-demokratie/; https://www.dbb.de/fileadmin/user_upload/globale_elemente/pdfs/2023/230815_dbb_Buergerbefragung_2023_final.pdf; https://www.rheingold-marktforschung.de/gesellschaft/deutschland-auf-der-flucht-vor-der-wirklichkeit/